Vorarlberg

Die Stadt Tuttlingen startet in die Gemeinwohlökonomie

Tuttlingen, Baden-Württemberg, 28.09.2019
     
Tuttlingen_ArnoSpecht_1000x670.jpgJens Metzger, GWÖ-Beraterin Ulrike Amann, OB Michael Beck; Photo: Arno Specht

Stadt Tuttlingen startet in die Gemeinwohlökonomie

Ferienprogramm als Pilotprojekt

Tuttlingen startet ein erstes Projekt zum Thema Gemeinwohlökonomie. Am Beispiel des Ferienprogramms soll zunächst exemplarisch untersucht werden, wie sich ein Projekt unter allen erdenklichen Aspekten sozial und ökologisch auswirkt.

Werden Materialien nachhaltig beschafft? Und wie sieht es mit der Verpflegung aus? Auf welcher Basis werden Mitarbeiter und Dienstleister beschäftigt? Wird Rücksicht auf Familien genommen, die wenig Geld haben? Oder deren Kinder behindert sind? Mit Fragen wie diesen wird sich demnächst die Abteilung Jugend beschäftigen. Denn als erstes Projekt der Stadt Tuttlingen soll das von den Jugendarbeitern vorbereitete Ferienprogramm nach den Kriterien der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) untersucht werden.

Die Idee der GWÖ geht über die klassische Ökonomie hinaus: Während diese den Erfolg eines Projekts oder einer Firma vor allem an seinem finanziellen Ergebnis bemisst, wollen die Verfechter der Gemeinwohlökonomie eine erweiterte Sichtweise. Die bundesweite Bewegung – seit 2017 gibt es auch eine Regionalgruppe mit Sitz in Tuttlingen – will, dass auch soziale und ökologische Auswirkungen bewertet werden, ebenso die Folgen für die indirekt Betroffenen und vieles mehr.

Bei einer Diskussionsveranstaltung am Samstag im „Phono“ diskutierte OB Michael Beck mit den Akteuren der Gruppe um Jens Metzger und Gustav Mattheis. Thema des Gesprächs: Wie kann sich eine Kommune wie die Stadt Tuttlingen an so einem Projekt beteiligen? Und wie könnte der erste Schritt aussehen?

„Wir sehen gerade an vielen Beispielen, wie sich junge Leute Gedanken um die Zukunft machen und dabei auch neue Wege gehen – und das ist sehr gut“, so Beck. Zwar sah Beck wenig Chancen, dass die Stadt Tuttlingen innerhalb kurzer Zeit den gesamten Haushaltsplan nach Kriterien der GWÖ bilanzieren werde – vor allem aus personellen Gründen. Einen ersten Schritt will man aber schon bald starten – um exemplarisch aufzuzeigen, wie sich das Modell bewährt. Darüber hinaus kann sich Beck aber auch weitere Projekte vorstellen – gerade auch im Baubereich. „Wenn man beim Entwurf eines Bebauungsplans oder eines Sanierungsgebiets von Beginn an nach GWÖ-Kriterien plant, kommen vielleicht Ideen heraus, auf die man sonst nicht käme.“

Ulrike Amann wird dieses Projekt in Zusammenarbeit mit lokalen GWÖ-Energiefeld (Arno Specht) begleiten und die Beteiligten mit dem Instrument der Gemeinwohlbilanz vertraut machen.