Darum Gemeinwohl

Wir müssen aufhören zu glauben, dass der eigene Wohlstand unabhängig vom gemeinschaftlichen Wohlstand existiert Anna Mercadé, Direktorin der UnternehmerInnenvereinigung in der Handelskammer von Barcelona

Universaler Leitwert

Der Begriff des Gemeinwohls war lange Zeit in Vergessenheit geraten, seit einiger Zeit rückt er wieder mehr in das öffentliche Bewusstsein. Im Abendland genießt er eine lange Tradition seit den alten Griechen. In praktisch allen Kulturen gibt es äquivalente Konzepte, wie das „buen vivir“ in Lateinamerika, „Ubuntu“ in Afrika, „Dharma“ im Buddhismus oder „happiness“ im Bhutan. Die Universalität des Gemeinwohl-Wertes zeigt sich auch darin, dass er in zahlreichen Verfassungen moderner Demokratien fest verankert ist.

„Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“
(Bayrische Verfassung, Art. 151)

„Kapitalbildung ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zur Entfaltung der Volkswirtschaft.“
(Bayrische Verfassung, Art. 157)

„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“
(Deutsches Grundgesetz, Art. 14)

„Das Gesetz bestimmt die Wirtschaftspläne, damit die öffentliche und private Wirtschaftstätigkeit nach dem Allgemeinwohl ausgerichtet werden können.“
(Verfassung Italiens, Art. 41)

„Der gesamte Reichtum des Landes in seinen verschiedenen Formen und unbeschadet seiner Trägerschaft ist dem allgemeinen Interesse untergeordnet.“
(Verfassung Spaniens, Art. 128)

„Die wirtschaftliche Aktivität und die Privatinitiative sind frei, innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls.“
(Verfassung Kolumbiens, Art. 333)

"Offenkundig besitzt jede Sprache rund um den Globus ein Wort für Gemeinwohl. Zudem nenne jemand eine Gesellschaftstheorie, die ohne Gemeinwohlbezug auskommt. Es gibt sie schlicht nicht!" Timo Meynhardt: "Ohne Gemeinwohl keine Freiheit. Zur Psychologie des Gemeinwohls" in PAPIER/MEYNHARDT (Hrsg.): "Freiheit und Gemeinwohl. Ewige Gegensätze oder zwei Seiten einer Medaille?", S. 174.

Gute Gründe für die GWÖ

  • Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung im Jahre 2010 wünschen sich 89% aller Deutschen und 80% aller Österreicher*innen eine neue und ethischere Wirtschaftsordnung, die den Schutz der Umwelt und den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft stärker berücksichtigt.
     
  • Studie Umweltbewusstsein Deutschland 2014: Eine große Mehrheit (67 Prozent) sieht eine neue Ausrichtung des Wirtschaftssystems - weg vom BIP-Wachstum, hin zur Lebenszufriedenheit - als wichtigstes Ziel der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Hohe Zustimmungswerte gab es unter den jungen Menschen. Hier wünschen sich sogar 70 Prozent anstelle des Bruttosozialprodukts, die Messung des Bruttosozialglücks als neuen Indikator. Die Studienautor*innen empfehlen neue Wohlstandsindikatoren als zeitgemäße Weiterentwicklung, der sich die Politik annehmen soll.
     
  • Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) hat die Stellungnahme "Gemeinwohl-Ökonomie - ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell für den sozialen Zusammenhalt" am 15. September 2015 mit 86% Ja-Stimmen angenommen. Der EWSA erachtet die GWÖ als geeignet, in den Rechtsrahmen der Union und ihrer MItgliedstaaten integriert zu werden, und fordert die Europäische Kommission auf, Maßnahmen zu setzen, um Unternehmen zu belohnen, die eine höhere ethische Leistung vorweisen können.
     
  • „Die Orientierung am Gemeinwohl ist für mich das wichtigste Fundament der Zukunft.“
    Helmut Lind, Bankbetriebswirt, Vorstandsvorsitzender der Sparda Bank München und GWÖ-Botschafter