Ulm

Artenschutz GWÖ-Version

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Das bayerische Volksbegehren zum Artenschutz (31.01.2019 - 13.02.2019) erregt gerade die Gemüter. Es spricht sehr viel dafür, aber vielleicht auch etwas dagegen. Gegner sehen sich als Opfer und unfair behandelt. Dabei ist zu bemerken, dass eine Unterschrift eine dringend notwendige Unterstützung der Artenvielfalt darstellt, noch lange keinen Gesetzestext mit exakt den vorgeschlagenen Maßnahmen. Die Wenigsten stören sich schließlich am Ziel "Artenvielfalt", höchstens an der vorgeschlagenen Umsetzung im Volksbegehren. Daher hat mich die Frage beschäftigt:

Wie könnte also eine mögliche GWÖ-Lösung zu diesem Thema aussehen?

Angenommen, "Artenvielfalt" wäre eines der Ziele, worauf sich die Gesellschaft zusammen verständigt (ich setze es jetzt mal noch nicht als gegeben voraus, auch wenn es für mich selbstverständlich wäre), dann wäre das einer der Punkte, die in die Gemeinwohl-Bilanz eines jeden Unternehmens mit einfließen würden (vermutlich in das Feld E3 "Reduktion ökologischer Auswirkungen", den Wert "Ökologische Nachhaltigkeit" der Berühungsgruppe "Gesellschaftliches Umfeld", siehe Matrix 5.0). Egal, ob Landwirt oder nicht. Es gäbe also keine Gruppe, die sich benachteiligt fühlen müsste.

Gäbe es ausreichend Anreize (z.B. Gewerbesteuer abhängig von der Gemeinwohl-Bilanz oder allein schon das öffentliche Ansehen), hätten Unternehmen ein Interesse daran, ihren Einfluss auf den Artenschutz und somit ihre Gemeinwohl-Bilanz zu verbessern. Weniger Pestizide, mehr Blühwiesen, mehr grüne Gärten und grüne Dächer im Gewerbegebiet oder einfach nur mehr Bio in der Kantine: Jedes Unternehmen handelt nach seinen Möglichkeiten, aber insgesammt sollte sich die Situation von allein verbessern.

Nachdem jedes Unternehmen darauf achtet und misst, wie sehr ihr unternehmerisches Handeln denn die Artenvielfalt beeinflusst, kann die Politik regelmäßig prüfen, ob das gesetzte Ziel "Artenschutz" ausreichend erreicht wird. Z.B. mit Indizes, wie der Anzahl von bestimmten Insekten. Steigt die Zahl, funktioniert die Methode, reicht es noch nicht aus, sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Durch die allgemeine Transparenz wüsste die Politik schnell, mit welchen Unternehmen sie nach neuen Lösungen suchen müsste.

Lebensmittelpreise würden sich so ausrichten, dass das gemeinwohlorientierte Produkt auch das günstigere wird. Eine Folge der unterschiedlichen Behandlung von Unternehmen. Die nötige Nachfrage nach ökologisch verträglichen Produkten würde sich dadurch einstellen. Es wird also nicht gesetzlich eine Mindestquote von Bio-Landwirtschaftsbetrieben gesetzt, deren Lebensmittel sich dann nur noch schwer verkaufen lassen, sondern durch GWÖ-Werkzeuge steigt sowohl die Nachfrage als auch das Angebot.

Schulen bekommen ebenfalls eine bessere Bewertung, wenn sie ihren Nachwuchs-Landwirt*innen (aber auch allen anderen Berufsgruppen) ein ökologisches Bewusstsein vermitteln, das den drastischen Rückgang der Artenvielfalt stoppt. Da die Schulen ihre Bilanz ebenfalls regelmäßig machen, bekommen auch sie von allein ein Interesse daran, die Bildung bestmöglich (inkl. Artenschutz) zu gestalten.

Alles in allem könnte man also durch positive Anreize sehr viel bewegen. Es ist die Sache auf jeden Fall wert, mal über die GWÖ-Lösung nachzudenken. Nichtsdestotrotz ist die Initiative mit all ihren Mitstreiter*innen sehr beachtlich und auf jeden Fall unterstützenswert! Wir können mit der heutigen Art keine 500 Jahre so weiter machen - eigentlich nicht mal 50. Großen Respekt an alle Kämpfer*innen und noch viel Durchhaltevermögen!

 

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Toni, 08.02.2019
anton.sieber@ecogood.org