Von uns gelesen und empfohlen
Klimalügner
Vom Ende des Kaputtalismus und der Zuvielisation
Von Mathias Bröckers. (2020 | 100 Seiten | Boschur)
Der Autor Mathias Bröckers war Mitbegründer der taz, heute arbeitet er als Buchautor und freier Journalist
Der Titel dieses Buches erscheint im ersten Moment etwas irritierend, womit er allerdings erklärt, dass wir durch weitere Verharmlosung des Klimaproblems, die seit 500 Millionen Jahren funktionierende Klimaautomatik empfindlich stören, mit all den irreversiblen Veränderungen unseres Lebensraums .
In diesem Buch wird nicht nur schonungslos der Kapitalismus kritisiert, sondern es rüttelt immer wieder kräftig auf, selbst wenn man meint, die gesamten Auswüchse und Ursachen schon gut zu kennen. Der teilweise etwas zynisch gehaltene Schreibstil vermag es, diesen ernsten Stoff pikant zu würzen. Das wird schon im Untertitel deutlich und zeigt sich zum Beispiel auch bei der Bewunderung von „Fridays for Future“, denen er für ihr lautes Auftreten mit den Worten: „wir brauchen zwei, drei, viele Zopfgretels“, großen Respekt zollt.
In Kapiteln wie „Reset und Neustart“, „Rendezvous mit Gaia“ und „Willkommen im Anthropozän“ führt er die Leser*innen geschickt von der Vergangenheit in die Gegenwart, um zu erklären, wie Klima, Leben, Meer, Erde, Bakterien, Viren, Pflanzen, Tiere alle in einem vernünftigen Kreislauf miteinander verwoben sind und nur durch dieses eingehaltene Gleichgewicht Leben für die Menschen auf der Erde möglich bleibt.
Außerdem zeigt er an Hand an einer durchgeführten Umfrage an Schulen auf, wie gezielt getäuschte Fragestellungen Ergebnisse mit kleinen Zahlen herauskommen lassen, um damit Klimaverharmlosern und sogar Schulkindern das Gefühl zu vermitteln, menschlich verursachte CO2-Steigerungen seien unbedeutend.
Der Autor bleibt in der Kürze seines Büchleins (95 Seiten) keine Lösungsvorschläge schuldig. Allem voran sieht er die Notwendigkeit in der Hanfverarbeitung und in einem globalen Humusaufbau. Und um wieder seinen Zynismus aufzugreifen, beschreibt er eine Utopie, wie man mit 80 Milliardären (Kapitalisten) abrechnen solle. Dazu bedürfe es aber, dass in dieser Geschichte den Bewohnern klar geworden ist, dass ihre Chance für den Wandel dann 99:1 betrage und ihnen eigentlich gar nichts passieren kann.
Obwohl dieses Buch viele wichtige Bereiche abdeckt, scheint es mir trotz seines geringen Seitenumfanges nicht zu oberflächlich. Im Prinzip kennen wir alle die aktuelle Problematik und daher dient es vor allem nochmals zum Aufrütteln (Motivationschub) und als Argumentationshilfe.
Es ist schnell gelesen, informiert über Hintergründe, ist kurzweilig geschrieben und dazu noch sehr preisgünstig – aktuell 12,00 €.
Karin Lorch